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Edelgard Struss

Kneipenwirt

   Heiko Schröder, mit seinem Vater Hansi hinterm Tresen beschäftigt, hatte den Reporter noch im Windfang erblickt:
    Ein Nicken.
    Blick ins Lokal, als wollte Heiko sich vergewissern, wie das Lokal das Eintreten des Fremdlings aufnahm.
    Alles ruhig.
    Erneutes Nicken.
    Guten Abend.
    Dann hatte Heiko Schröder wieder mit den Gläsern, die vor ihm auf dem Tresen standen, zu tun.
Heiko: Mitte, Ende dreißig. Kurze, braune Haare, goldene Ohrringe, Bleistift hinterm rechten Ohr, flinke, schlaue, freundliche Äuglein. Kurzärmeliges weißes Kellnerhemd, Tätowierungen auf dem Arm. Er hatte die Balu-der-Bär-Freundlichkeit. Es ging – das sah man, nachdem man drei, vier Bewegungen von ihm gesehen hatte – eine prima Gesundheit, Lebensfreude, zupackende Bejahung der Umstände seines Alltags und Lebens von ihm aus. Seine Erscheinung wirkte schnell und wendig und – Unterarme, Rücken, Nacken – kräftig genug, sich, wenn es sein musste, drei Betrunkene gleichzeitig auf die Schultern zu laden und aus dem Lokal zu tragen. Wenn starke Menschen freundlich waren: gut.

 
S. 80 - 81 aus: "Deutschboden. Eine teilnehmende Beobachtung." von Moritz von Uslar 2010 by Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG, Köln. Abdruck mit freundlicher Genehmigung des Verlags